Die Gauner im Grauhaar-Club: Der spektakuläre Fall der Londoner Rentner-Räuberbande von Hatton Garden

Die Geschichten, die das wahre Leben schreibt, sind oft faszinierender als jede fiktive Erzählung. Ein solches Kapitel britischer Kriminalgeschichte ist die unglaubliche Story der Rentner-Räuberbande von Hatton Garden. Im Jahr 2015 erschütterte ein Einbruch in Londons berühmtestem Juwelenviertel die Öffentlichkeit und sorgte weltweit für Schlagzeilen. Was den Fall so außergewöhnlich machte, waren nicht nur die spektakuläre Beute und die perfekte Planung, sondern auch die Täter selbst – eine Gruppe von Rentnern, die ihre kriminelle Vergangenheit längst hinter sich hatten.

Die Rentner-Räuberbande: Ein unvergessliches Kapitel britischer Kriminalgeschichte

Hatton Garden – ein guter Ort, um reich zu werden? Auf jeden Fall. Aber was, wenn man seine Karriere schon hinter sich hat und der Rücken nicht mehr so mitspielt wie früher? Kein Problem für die Rentner-Räuberbande von Hatton Garden.

Der Ort des Geschehens und die Vorbereitungen

Hatton Garden ist nicht irgendein Stadtteil. Es ist das Juwel in Londons Krone, ein Labyrinth aus engen Gassen und hohen Gebäuden voller Juweliere, Diamantenhändler und Goldschmiede. Ein Ort, der seit Jahrhunderten Reichtum anzieht und verkörpert. Im Herzen dieses Viertels befindet sich die Hatton Garden Safe Deposit Ltd, eine Hochsicherheitsanlage, in der die Bewohner ihre wertvollen Besitztümer aufbewahren.

Unsere Rentnerbande, bestehend aus Brian »The Master« Reader (76), John »Kenny« Collins (75), Daniel Jones (60), Terry Perkins (67) und Carl Wood (58), hatte ein einfaches, aber hochriskantes Ziel: den Safe zu knacken und mit der Beute der reichsten Bürger Londons abzuhauen.

Die Planung

Was die Räuber vor der eigentlichen Tat taten, war in gewisser Weise genauso beeindruckend wie der Raub selbst. Die Rentnerbande investierte viel Zeit in die Planung und Vorbereitung des Überfalls. Die Männer hatten bereits eine lange Vorgeschichte im kriminellen Milieu und brachten ihre jahrzehntelange Erfahrung in die Planung dieses gigantischen Raubüberfalls ein.

Die Gruppe war fest strukturiert. Brian Reader, der Älteste der Bande, übernahm aufgrund seiner Erfahrungen und Fähigkeiten die Rolle des Anführers. Er war bereits an größeren Raubüberfällen beteiligt gewesen, wie dem berühmten Brink’s Mat-Raub im Jahr 1983.

Zur Vorbereitung des Einbruchs sammelten sie Informationen über den Tresorraum und seine Umgebung. Sie besorgten sich detaillierte Pläne des Gebäudes und studierten diese eingehend. Sie unternahmen mehrere Erkundungsfahrten, um die Umgebung zu beobachten und die täglichen Abläufe und Gewohnheiten der Menschen vor Ort zu verstehen.

Der Einbruch

Der Plan war einfach: Über die Osterfeiertage, wenn der Tresorraum leer und die Straßen ruhig sind, würden sie zuschlagen. Sie brachen in das Gebäude ein und stiegen in den Fahrstuhlschacht. Sie bohrten ein Loch in die zwei Meter dicke Wand, um in den Tresorraum zu gelangen. Doch das war leichter gesagt als getan. Der Bohrer überhitzte, sie stießen auf Metallbolzen und der Lärm war ohrenbetäubend. Doch trotz all dieser Schwierigkeiten schafften sie es.

Die Ausrüstung

Für den eigentlichen Einbruch besorgten sie sich schweres Gerät, darunter einen Bohrer, der normalerweise im Bergbau verwendet wird. Damit wollten sie ein Loch in die 50 Zentimeter dicke Betonwand des Tresors bohren.

Der Einbruch

Am Gründonnerstag, dem 2. April 2015, begann der eigentliche Einbruch. Die Einbrecher fuhren mit einem weißen Lieferwagen vor und stiegen durch das Treppenhaus in den Keller, wo sich der Tresorraum befand. Sie manipulierten den Aufzug, sodass er außer Betrieb war, und stiegen dann durch den Aufzugsschacht in den Keller.

Die Gruppe hatte zunächst Schwierigkeiten, durch die dicke Wand zu kommen. Sie mussten mehrmals anhalten und neu beginnen, weil der Bohrer überhitzte und die Metallbolzen in der Wand ein weiteres Hindernis darstellten. Insgesamt dauerte es zwei Tage, bis sie das Loch in die Wand gebohrt hatten.

Die Flucht

Nachdem es ihnen gelungen war, den Tresor zu knacken, begannen sie, den Inhalt der Tresore zusammenzutragen. Sie erbeuteten Diamanten, Gold, Bargeld und andere Wertgegenstände im Wert von schätzungsweise 14 Millionen Pfund. Die Beute wurde in Mülltonnen aus dem Gebäude geschafft und in den Transporter geladen.

Trotz sorgfältiger Planung und erfolgreicher Durchführung des Raubes wurden sie schließlich von der Polizei gefasst. Ein Überwachungsvideo, auf dem die Täter zu sehen waren, und eine zurückgelassene Tasche mit Hinweisen führten zu ihrer Identifizierung und Verhaftung.

Der Fall der Rentner-Räuberbande von Hatton Garden in der Kultur

Bücher

The Hatton Garden Job: The Inside Story of an Astounding Burglary von Jonathan Sutherland und Geoffrey Wansell: Dieses Buch bietet einen detaillierten Einblick in den Hatton Garden-Einbruch, basierend auf umfangreichen Interviews mit den Ermittlern und den Tätern selbst.

The Last Job: ‚The Bad Grandpas‘ and the Hatton Garden Heist von Dan Bilefsky: Der Autor erzählt die Geschichte des Einbruchs und bietet Einblicke in das Leben der Rentner-Räuberbande vor und nach der Tat.

Filme

The Hatton Garden Job (2017): Dieser Film, inspiriert von den wahren Ereignissen, zeigt die spektakuläre Geschichte des Einbruchs und die Vorbereitungen der Rentner-Räuberbande. Matthew Goode und Larry Lamb sind unter den Hauptdarstellern.

Podcast

Der Weird Crimes Podcast hat sich diesem Fall angenommen und ihn wieder auf eine wundervolle, witzige Art rübergebracht. Visa Vie geht dabei auf die einzelnen Charaktere der Geschichte ein, und Ines würde jeden der Rentner am liebsten adoptieren. Eine sehr hörenswerte Podcast-Episode.

Willst du mehr von Weird Crimes hören? Dann schau dir den Beitrag Der bizarre True Crime Fall von Bernie Tiede und Marjorie Nugent an. Weitere spannende True Crime Fälle findest du auch bei Theranos-Skandal und Frédéric Bourdin.

Diese Geschichte der Rentner-Räuber erzählt mehr als nur einen spektakulären Diebstahl. Sie zeigt uns, dass auch im Alter die Abenteuerlust und der Drang, sich dem System zu widersetzen, stark sein können. Dennoch sollten wir uns immer wieder vor Augen führen, dass sich Verbrechen in keinem Alter lohnen.

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