Apple Music für Android Testbericht

Irgendwie musste jetzt doch alles ganz schnell bei Apple gehen. Nach dem Apple Music erst für iOS erschienen ist und die Android Version für Herbst angekündigt wurde, veröffentlichte Apple die Android-App diese Woche ohne viel Paukenschlag. Die Android-App für Apple Music ist jedoch keine endgültige Version. Apple deklariert die App als Beta-Version. Wie sich Apple Music für Android im Test schlägt, zeigt euch dieser Beitrag.

Egal ob Beta oder nicht. Jetzt da Apple Music für Android verfügbar ist, wird die Anwendung einem Test unterzogen. Dabei muss sich die App auch den Vergleich zu Spotify gefallen lassen. Vielleicht sieht sich Apple durch die Veröffentlichen von Amazon Prime Music zum Handeln gezwungen. Der Streaming-Markt ist hart umkämpft und mit Spotify und Deezer sind hier schon zwei Schwergewichte unterwegs. Zudem mischt auch Google mit Play Musik mit.

Apple Music für Android Testbericht

Apple Music steht seit dem 10.11.2015 im Google Play Store zum Download und kann von jedem Nutzer installiert werden. Die ersten drei Monate sind für alle Neukunden kostenlos. Anschließend kostet das monatliche Abo 9,99 Euro und liegt damit auf gleicher Ebene wie die Konkurrenz.

Apple Music
Apple Music
Entwickler: Apple
Preis: Kostenlos

Einrichtung von Apple Music für Android

Nach der Installation von Apple Music und mit dem ersten Start der Anwendung verlangt die App nach einigen Informationen. Apple Music benötigt eine Apple-ID. Ist das nicht vorhanden, ist eine vollständige Registrierung durch den Anwender notwendig inklusive der Zahlungsdaten. Das verlängert den ersten Start der Anwendung deutlich. Einfach installieren und den kostenlosen Dienst mit der Eingabe von wenigen Information nutzen, ist mit Apple Music nicht möglich.

Während der Einrichtung fragt Apple Music nach dem persönlichen Musikgeschmack des Nutzers sowie einigen bevorzugten Interpreten. Diese vorgegebene Auswahl lässt sich nicht durch weitere Genres oder Künstler erweitern. Gerade bei den Künstlern ist die Auswahl dabei sehr eingeschränkt.

Apple Music fragt beim Einrichten nach dem Musikgeschmack des Hörers (Bild: Screenshot Apple Music).
Apple Music fragt beim Einrichten nach dem Musikgeschmack des Hörers (Bild: Screenshot Apple Music).

Aufbau von Apple Music für Android

Nach dem ersten Login und Einrichten der App startet Apple Music für Android in der Für dich Kategorie. Diese zeigt dem Hörer Musikbeispiele basierend auf den eingangs genannten Präferenzen. Zusätzlich zu „Für dich“ beinhaltet das Apple Music Menü fünf weitere  Kategorien die zum Stöbern und Musik hören animieren sollen.

Apple Music für Android ist verfügbar (Bild: Screenshot Apple Music).
Apple Music für Android ist verfügbar (Bild: Screenshot Apple Music).

Unter Neu sind noch einmal alle Genres gelistet. Diese Kategorie lässt sich allgemein oder nach Genre durchstöbern. In der Kategorie Neu können Hörer so ziemlich alle Songs und Playlisten finden. Neu beinhaltet jedoch nicht nur die neusten Titel aus den Charts sondern auch die von Apple oder Künstlern kuratierten Playlisten.

Die kuratierten Playlisten sind nach Kuratoren und Themen sortiert. Gerade für Neueinsteiger sind diese hervorragend geeignet um sofort Musik hören zu können, ohne erst eine eigene Liste erstellen zu müssen. In den kuratierten Playlisten sollte jeder fündig werden.

Apple Music beinhaltet eine Vielzahl an kuratierten Playlisten (Bild: Screenshot Apple Music).
Apple Music beinhaltet eine Vielzahl an kuratierten Playlisten (Bild: Screenshot Apple Music).

Hinter der Kategorie Radio versteckt sich Beats 1. Über diesen Dienst sollen bekannte DJs für einen abwechslungsreichen Mix aus der besten Musik sorgen. Zusätzlich gibt es auch Radiosender zu unterschiedlichen Genres. Songs die gerade über Radio gehört werden, lassen sich markieren, teilen, zur Kategorie Meine Musik hinzufügen, offline speichern oder in eine eigenen Playliste ablegen. Das gilt für alle Songs, die über Apple Music angehört werden.

Songs in Apple Music lassen sich vielseitig weiter verwenden (Bild: Screenshot Apple Music).
Songs in Apple Music lassen sich vielseitig weiter verwenden (Bild: Screenshot Apple Music).

Spannend in Apple Music ist die Kategorie Connect. Das ist eine Plattform über die Künstler ihren Fans einen Einblick in ihre Arbeit geben können. In Connect sind nicht nur Songs sondern auch Videos zum jeweiligen Künstler zu finden. Voreingestellt sind hier die Künstler, die bei der Anmeldung als Favoriten ausgewählt wurden. Über Connect können die Künstler direkt mit ihren Fans kommunizieren und ungeschnittene Videos oder Vorabfassungen zur Verfügung stellen. Das soll die Künstler etwas näher an die Fans bringen.

Die Kategorie Playlists beinhaltet alle selbst erstellten sowie gespeicherten Playlisten von Apple Music. Zusätzlich sind hier auch die eigene Top 25 oder die Zuletzt gespielten Songs zu finden. Leider waren diese in der Android-App stets leer. Die Erwartungshaltung ist, dass diese Playlisten sich automatisch bei der Nutzung des Streamingdiensts mit Musik füllen.

Die unterste Kategorie ist Meine Musik und zeigt dem Hörer alle über den iTunes Store gekauften oder via „meine Musik“ hinzugefügten Songs. Bei mir haben sich hier schon mehrere Titel eingeschlichen, obwohl ich noch kein Song zu Meine Musik hinzugefügt habe.

Bedienung von Apple Music für Android

Die App erfindet das Rad für Musik-Streaming nicht neu. Die Bedienung orientiert sich an bekannten Mustern anderer Anbieter. Nutzer die Apple Produkte und Software kennen, werden in Apple Music für Android den gleichen Look & Feel wieder erkennen. Die oben genannten Kategorien bieten ausreichend Möglichkeiten um nach neuer Musik und neuen Playlisten in Apple Music zu stöbern.

Und beim Stöbern zeigt die App für Android auch ihren Beta-Status. Jeder Klick führt zur Anzeige des Ladesymbols. Mal etwas länger, mal etwas kürzer. Aber der kleines Kreis zum Laden begleitet den Nutzer in Apple Music für Android sehr sehr oft. So oft, dass das Suchen nach neuer Musik oder das Reinhören in Playlisten zur Qual wird.

Auch die Musikwiedergabe gestaltet sich gelegentlich etwas hakelig und unsauber. Hin und wieder startet die Wiedergabe einer Playliste erst beim erneuten Klick auf Pause und Play oder die Wiedergabe stoppt einfach mitten in der Playliste ohne ersichtlichen Grund. An der Internetverbindung liegt es nicht, denn diese wurde regelmäßig überprüft.

Zudem hinterlässt die Apple Music App für Android den Eindruck, deutlich stärker den Smartphone Akku zu belasten als Spotify. Bei regelmäßiger Nutzung über den Tag war bei vergleichbarem Nutzungsverhalten wie bei Spotify der Ladestand der Batterie unter Apple Music für Android deutlich niedriger zum Tagesende.

Spotify und Apple Music für Android wurden dabei stets bei Autofahrten verwendet. Das Smartphone (ein Samsung Galaxy S4) war per Bluetooth mit dem PKW verbunden und spielte über die Lautsprecher des Fahrzeugs die Musik ab. Die Wiedergabezeit war an beiden Tagen in etwa identisch, jedoch nicht auf die Minute genau die selbe. Das Bild unten zeig links den Akkustatus unter Apple Music für Android und rechts den Akkustatus unter Spotify. Die roten Markierungen sind die Zeiten, zu denen Apple Music beziehungsweise Spotify lief.

Die markierten Bereiche zeigen links die Nutzung von Apple Music und rechts die Nutzung von Spotify über einen Tag (Bild: Screenshot Android).
Die markierten Bereiche zeigen links die Nutzung von Apple Music und rechts die Nutzung von Spotify über einen Tag (Bild: Screenshot Android).

Auch wenn das keine wissenschaftliche Erfassung ist und weitere Faktoren eine Rolle spielen, die ebenfalls den Akku beeinflussen, zeigt Android, dass Apple Music mit Abstand der größte Stromfresser ist. Aber auch der Bildschirm war prozentual etwas häufiger an diesem Tag an als unter Spotify.

Unter Apple Music musste das Samsung Galaxy S4 schon gegen 15:00 Uhr an die Steckdose, sonst wäre das Smartphone nicht über den Tag gekommen. Mit Spotify am Folgetag reichte der Akku bis 19:00 Uhr. Der leere Bereich im Akkustatus im rechten Bild zeigt einen Zeitraum an, in dem das Smartphone aktiv jedoch abgestürzt war. In dieser Zeit erfolgte keine Nutzung.

Das Verhalten von Apple Music für Android im Bezug auf den Akkustatus des Smartphones wird weiter beobachtet. Aktuell macht es subjektiv den Eindruck, dass die App das Smartphone deutlich stärker beansprucht als Spotify.

Generelles zu Apple Music

Nachfolgendes bezieht sich allgemein auf Apple Music und ist nicht Android spezifisch. Nutzer von Apple Music steht keine Web-Version des Streamingdiensts zur Verfügung. Entweder Apple Music wird über ein iOS Gerät oder Android genutzt. Alternativ lässt sich der Dienst natürlich auch über iTunes verwenden. Hierfür muss iTunes jedoch auf dem Computer installiert werden und der Nutzer muss sich mit seiner Apple-ID einloggen.

Auch das Verwalten des Apple Music Abonnements funktioniert nur über iTunes. Über die Apple Music App für Android lässt sich zwar das Abo komfortabel abschließen und die ersten drei Monate sind kostenlos. Wer jedoch keine automatische Verlängerung des Abonnements möchte, muss dieses über iTunes deaktivieren. Das ist nicht wirklich Benutzerfreundlich – wahrscheinlich von Apple aber so gewollt.

Persönliche Meinung

Entgegen anderer Testberichte und meiner ersten Meinung im Newsbeitrag zur Veröffentlichung von Apple Music für Android empfinde ich den Streamingdienst als sehr ausgereift. Man merkt, dass Apple viel Energie in kuratierte und von Menschen erstelle Playlisten steckt. Wer keine Ahnung hat was er hören soll, findet trotzdem passende Musik. Auch die Menge der angebotenen Musik ist gut.

Spotify geht hier einen etwas anderen Weg mit vielen Playlisten die sich nach regionalen Trends richten. Diese werden teilweise durch Algorithmen aktualisiert. Das gilt auch die für die Dein Mix der Woche Playliste auf Spotify. Diese schlägt dem Nutzer neue Musik anhand des erlernte Musikgeschmacks vor.

Die Apple Music App für Android enttäuscht jedoch. Während die Anwendung Apple-ähnlich aussieht, hinkt die Benutzerfreundlichkeit der von Apple gewohnten Bedienung hinterher. Neue Seiten zeigen einen Ladebalken an bevor diese dargestellt werden. Playlisten starten die Wiedergabe erst auf den zweiten Versuch oder die Wiedergabe bricht mitten drin aus unersichtlichen Gründen ab. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Musik offline auf dem Gerät vorhanden war oder gestreamt wurde.

Vielleicht muss der Nutzer an dieser Stelle akzeptieren, dass Apple Music für Android noch einen Beta-Status besitzt und auch in den Augen Apples noch nicht ausgereift ist. Möglicherweise sah sich Apple zum Handeln gezwungen um potentielle Android-Nutzer nicht an Amazon Prime Music zu verlieren.

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