Die Entwicklung der Online-Glücksspielbranche in Deutschland

Online Casinos sind in Deutschland so beliebt wie nie zuvor. Das Online Glücksspiel hat sich hierzulande zu einem regelrechten Volkssport entwickelt. In unserem Beitrag versuchen wir, die Entwicklung der deutschen Online-Glücksspielbranche aufzuzeigen und Ihnen einen Einblick in die Funktionsweise von modernen Onlinecasinos zu vermitteln.

Die wilden 90er-Jahre

Mit der Einführung des Internets in den 90er-Jahren begannen Glücksspielanbieter, ihre Angebote auf die Bedürfnisse von Online-Nutzern zuzuschneiden. Die ersten Casinowebseiten wirkten eher klobig und waren wenig attraktiv. Dies lag nicht zuletzt daran, dass die grafischen Möglichkeiten aufgrund der geringen Übertragungsgeschwindigkeit beschränkt waren.

Deutsche Casinobetreiber gab es in den 90er-Jahren nicht. Wer online um Geld spielen wollte, musste sich auf einer ausländischen Seite registrieren. Dies war nicht ohne Risiko, da nur wenige Betreiber über eine ordentliche Lizenz verfügten. In der Anfangsphase des Internets fehlte es an Strukturen, um die internationale Glücksspielszene beaufsichtigen und kontrollieren zu können.

Die ersten deutschen Casinos öffneten zu Beginn der 2000er Jahre ihre Pforten. Das Spielangebot beschränkte sich zumeist auf Online Slots und einige Kartenspiele. Die Situation änderte sich erst, als bundesweit schnelle DSL-Verbindungen verfügbar waren. Nun konnten auch aufwendigere Spiele mit 3D-Grafik oder Livestream ins Sortiment aufgenommen werden.

Die 2010er-Jahre

Die 2010er-Jahre waren von einer Zunahme der Spielangebote geprägt. Fast wöchentlich öffneten neue Online Casinos ihre Pforten. Unter ihnen waren auch einige deutsche Betreiber. Juristisch bewegten sie sich auf dünnem Eis – denn rechtlich gesehen waren und sind alle deutschen Casinos ohne Lizenz illegal. Erst der Glücksspielstaatsvertrag, der 2021 in Kraft trat (siehe unten), schuf rechtliche Rahmenbedingungen, die das legale Anbieten von Glücksspielen im Internet erlaubten.

Deutsche Spieler meldeten sich in den 2010er Jahren fast ausschließlich auf Webseiten an, die von ausländischen Firmen betrieben wurden. Genau genommen war dies illegal, doch eine Strafverfolgung fand nur selten statt. Der Grund hierfür dürfte die enorme Anzahl an Spielern sein, die Tag für Tag in die Online Casinos strömen.

Die 2020er Jahre

Nach langer Diskussion wurde im Jahr 2021 der neue deutsche Glücksspielstaatsvertrag verabschiedet. Hierbei handelt es sich um ein Regelwerk, dass Anbieter mit Sitz in Deutschland verpflichtet, eine Lizenz zu erwerben. In der Vergangenheit durfte allein Schleswig-Holstein eine Glücksspiellizenz für deutsche Betreiber vergeben.

Die Auflagen für deutsche Casinos sind mannigfaltig. Zu den wichtigsten Regeln gehört, dass die Autoplay-Funktion an den Spielautomaten verboten ist. Zwischen den Spielrunden muss eine Pause von 5 Sekunden eingehalten werden. Neben der ungeliebten „5-Sekunden-Regel“ existieren weitere Beschränkungen. Beispielsweise darf der Einsatz pro Runde maximal 1 Euro betragen. Die Spieler dürfen pro Monat höchstens 1.000 Euro auf ihr Konto einzahlen.

Eine weitere Regel besagt, dass deutsche Casinos an die OASIS-Sperrdatei angeschlossen sein müssen. Wenn ein Spieler sich selbst ausschließt, gilt der Ausschluss für alle teilnehmenden Casinos. Eine solche Regelung gibt es in Malta- oder Curacao-Casinos nicht – der Ausschluss gilt immer nur für ein bestimmtes Casino.

Eine Verpflichtung zur Anmeldung in deutschen Casinos gibt es nicht. Die Spieler haben nach wie vor die Möglichkeit, sich auf ausländischen Seiten zu registrieren. Von dieser Möglichkeit wird rege Gebrauch gemacht, was ohne Frage auch auf das größere Spielangebot zurückzuführen ist. Curacao-Casinos bieten häufig mehrere Tausend Online Slots an – da kann kein deutsches Casino mithalten.

Die Höhe der Einsätze ist ein weiterer Grund, weshalb es deutsche Online Casinos schwer haben. In ausländischen Spielbanken können teilweise bis zu 5.000 oder sogar 10.000 Euro pro Runde eingesetzt werden. Sogenannte „High Roller“ (mit diesem Begriff werden gut betuchte Spieler mit üppigem Spielguthaben bezeichnet) entscheiden sich daher fast immer gegen deutsche Casinos.

Ausblick

Das deutsche Online-Glücksspiel hat sich in den zurückliegenden Jahren stark gewandelt. Die Einsatz- und Gewinnmöglichkeiten haben sich durch die technischen Möglichkeiten vervielfacht. Die Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass das ohnehin starke Interesse an internetbasierten Spielen nochmals deutlich gestiegen ist.

Wie sich der neue deutsche Glücksspielstaatsvertrag auf die Entwicklung der Szene auswirken wird, bleibt abzuwarten. Derzeit sind erst drei Unternehmen, darunter die Gauselmann-Gruppe, im Besitz einer deutschen Glücksspiellizenz. Die Spieler zieht es in Scharen in ausländische Spielbanken, was angesichts der zahlreichen Beschränkungen mehr als nachvollziehbar ist.

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