Leben und wohnen in England: Klischees und Vorurteile

Wir lieben doch Klischees oder etwa nicht? Jeder hat Vorurteile, einige davon sind positiv, andere wiederum negativ. Zum Beispiel, alle Schwaben sind geizig und die Menschen in Bayern tragen den ganzen Tag im Dirndl und Lederhosen. Ist natürlich vollkommener Quatsch, aber irgendwie bleibt immer so etwas im Kopf hängen, wenn man mit einer anderen Kultur zu tun hat. Ähnlich steht es um Vorurteile bezüglich Großbritannien. Der Brite trinkt angeblich pünklich um 17:00 Uhr einen Tee, die Menschen sind generell sehr unhöflich und zudem regnet es permanent. Wahr oder falsch? Ich möchte mit ein paar Klischees zu Großbritannien aufräumen.

Meine persönliche Erfahrung mit den Briten bezieht sich auf zwei Jahre leben in England. Genauer gesagt Manchester. Zusätzlich war ich des Öfteren in Wales, hatte einen kurzen Ausflug nach Edinburgh sowie in den Süden des Landes. Wie in jedem Land gibt es auch in Großbritannien regionale Unterschiede in der Verhaltensweise, weshalb ich mich auf den Nordwesten Englands beziehe.

Unhöfliche Briten

Es ist eher das Gegenteil. Viele sind sehr hilfsbereit, bekommt Hilfe angeboten, wenn man beispielsweise etwas verloren mit einem Stadtplan auf der Straße steht. Generell sind die Menschen hier überraschend offen. Es ist nicht unüblich, dass man beim Abendessen oder Feierabendbier neue Menschen kennen lernt. Hinzu kommt, dass die Wörter Bitte, Danke und Entschuldigung sehr oft verwendet werden. Für meinen persönlichen Geschmack sogar etwas zu inflationär. Hinweis oder Warnschilder enthalten das Wort „please“ obwohl es um ein Verbot geht. Etwa, den Koffer nicht unbeaufsichtigt am Flughafen stehen zu lassen. Drängt sich jemand durch den vollen Bus, wird jeder Körperkontakt mit einem „Sorry“ quittiert.

Das Essen ist schrecklich

Das stimmt ebenfalls nicht. Es ist anders. Die Briten haben eine andere Kultur als die Deutschen. Aber das gilt für jedes Land. Aus deutscher Sicht passt nicht alles zusammen, was die Briten essen. Das wird umgekehrt jedoch ebenso der Fall sein. Full English Breakfast mag eine Kombination sein, die nicht jedem zusagt. Zudem kommt es darauf an, wo man Essen geht. Es gibt gute und schlechte Restaurants. Aber auch das gilt für Deutschland. Fisch und Chips kann wie Schnitzel und Pommes absolut köstlich oder vollkommen grauenvoll sein. Hier kommt es auf den Koch an. Persönlich finde ich das Brot in Großbritannien nicht gut und ich hätte gerne eine größere Auswahl an Wurst beim Metzger. Aber wie gesagt, andere Länder andere Sitten. Wer in einem anderen Land die heimische Küche erwartet ist fehl am Platz.

Full English Breakfast
Bild: randombrick.de

Es regnet die meiste Zeit

Gefühlt ist das Wetter nicht so sonnig und trocken wie in Süddeutschland. Niederschlagsmessungen widerlegen aber das Klischee des verregneten Manchesters. Tendenziell kann man jedoch erkennen, dass London wärmer als Manchester und Manchester wärmer als Nord-Schottland ist. Ich würde das Wetter hier als milder im Vergleich zu Süddeutschland beschreiben. Im Winter gibt es selten Minustemperaturen und im Sommer nur sehr wenige Tage mit mehr als 30 Grad. Die einzelnen Jahreszeiten sind weniger stark ausgeprägt als in Deutschland.

Regnerisches Wales
Bild: randombrick.de

Briten bekommen schnell Sonnenbrand

Auch hier kann man nicht ein ganzes Volk über einen Kamm scheren. Wie in Deutschland, gibt es in Großbritannien Hauttypen, die leichter einen Sonnenbrand bekommen und eben nicht oder nur leicht braun werden. Subjektiv beobachtet herrscht bei manchen jedoch ein leicht gestörtes Verhältnis zu Sonne. Regelmäßig lässt sich beobachten, dass trotz Sonnenbrand weiter in der Sonne gebadet wird. Ebenfalls subjektiv ist die Beobachtung, dass die Intensität der Sonne durch die etwas kühlere Luft weniger stark wahrgenommen wird, wodurch das Risiko eines Sonnenbrands leichter unterschätzt werden kann. Ansonsten kann jedoch nicht behauptet werden, dass Briten schneller einen Sonnenbrand bekommen oder generell eine hellere Hautfarbe haben.

Afternoon Tea

Nein nicht jeder Brite trinkt Punkt 17:00 Uhr einen Tee. Der sogenannte Frühstückstee mit Milch (den man zu jeder Uhrzeit trinkt) gehört zwar stärker zur Kultur als in Deutschland, aber vor allem junge Menschen tendieren deutlich zum Kaffeekonsum. Starbucks und Costa Coffee sind hier sehr groß im Kaffee verkaufen. Vergleicht man den Teekonsum mit Deutschland, liegt dieser zwar höher, aber für den klassischen Afternoon Tea hat die arbeitende Bevölkerung sowieso kaum Zeit.

Afternoon Tea
Bild: randombrick.de

Persönliche Meinung

Auch wenn hinter Klischees gelegentlich ein Fünkchen Wahrheit steckt, sollte man sich klar machen, dass es hier mehr um kulturelle Unterschiede geht. Einiges mag uns befremdlich erscheinen, anderes ein Missverständnis sein. Solange alle darüber lachen können, ist ok. Wenn es beleidigend wird, hört der Spaß auf.

Alle Auswanderer oder Heimkehrer aus Großbritannien finden in diesem Blog weitere praktische Tipps und Informationen. Beispielsweise kann eine Steuerrückzahlung von HMRC beantragt werden, wenn nicht das ganze Fiskaljahr in Großbritannien gearbeitet wurde. Zudem habe ich meinen Leidensweg mit dem E104 für die Krankenkasse in Deutschland niedergeschrieben und gebe hilfreiche Tipps, wie es mit der Krankenkasse in Deutschland klappt. Auch zum Umzug von England nach Deutschland findet sich ein Bericht, der die Möglichkeiten aufzählt und meinen gewählten Weg erklärt. Abschließend habe ich für alle Heimkehrer eine Liste mit britischen Behördengänge vor dem Umzug erstellt. Damit auch wirklich alle Verträge gekündigt werden und kein Geld verschenkt wird. Mit etwas Aufwand, lässt sich dabei erheblich Geld sparen.

3 Gedanken zu „Leben und wohnen in England: Klischees und Vorurteile

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